Mein Deutsch ist nicht gut – die Angst vor dem Vorstellungsgespräch als AusländerIn

Der Lieblingssatz meiner meisten ausländischen Mitmenschen, Freunden und Kundinnen lautet: Mein Deutsch ist aber nicht gut (genug).  Es ist auch der gängigste Glaubenssatz, wenn es um die berufliche Integration und den Zugang zum Arbeitsmarkt in Deutschland geht. Grade wegen diesem Satz schränken sich selbst die meisten ausländischen Bewerberinnen auf dem deutschen Markt bei der Suche nach einem adäquaten Job ein. Egal, wie lange die meisten ausgebildeten Frauen bereits in Deutschland sind oder wie viele Jahre sie schon Deutsch lernen und Wortschatz erweitern, sind sie trotzdem sehr kritisch mit sich selbst und beruflich unglücklich. Ja, sie tragen so gerne und fast stolz diesen Glaubenssatz mit sich selbst. Da ich aber vor allem mit den ausländischen Akademikerinnen arbeite, beziehe ich mich vor allem auf diese Gruppe der ausländischen Bürger in Deutschland.

Warum definieren wir uns „Ausländerinnen“ so sehr über unsere Deutschkenntnisse? Ich gehe dieser Frage in diesem Artikel nach.

Profil einer ausländischen Frau somit Bewerberin

 

Jede mir begegnete Frau mit den ausländischen Wurzeln so wie grundsätzlich jeder Mensch ist einzigartig. Es kann nicht verallgemeinert werden. Dennoch:

Stell Dir vor, Du lernst Milena aus Russland kennen. Sie ist ungefähr 35 Jahre alt und lebt seit nicht mal einem Jahr in Deutschland. Warum sie nun ihr Heimatland verlassen hat, spielt für mich als Karriereberaterin oder Mentorin eine wichtige Rolle, jedoch sprengt dieser Aspekt für diesen Artikel den Rahmen. Milena ist eine interessante, intelligente, viel interessierte und ausgebildete Frau. Sie hat ein Masterstudium in ihrem Heimatland Russland erfolgreich studiert und bereits in ihrem Beruf ein paar Jahre gearbeitet. Sie hat sogar in einer anderen Position auch Berufserfahrung sammeln können. Im Ausland sind die Arbeitsmöglichkeiten als Quereinsteiger deutlich gängiger als in Deutschland. Wenn sie von ihrem Berufsleben in Russland spricht, ist sie sehr positiv und selbstbewusst. Sie klingt sogar nostalgisch…

Außer ihrer Muttersprache Russisch verfügt sie über hervorragende Englischkenntnisse und bringt auch die internationale Kompetenz und Sichtweise.

Die meisten Migrantinnen bzw. ausländischen Akademikerinnen sind sehr ehrgeizig und selbstkritisch mit sich selbst zugleich. Milena ist nur eine von vielen. Sie verlangen in der Regel viel zu viel, vor allem von sich selbst. Eigentlich stellen sie sich selbst von Beginn an sehr hohe Anforderungen. Frisch angekommen in Deutschland lernen sie zuerst ehrgeizig Deutsch, um der Gesellschaft und den Deutschen zu demonstrieren, wie gut sie sich integrieren wollen. Sprache ist doch der Schlüssel zur Integration und somit Kommunikation und Sozialisation.  Fließende Deutschkenntnisse oft als Synonym zum Zugang in die berufliche weite Welt. Und hohe Selbstanforderungen sind das gängigste Merkmal einer ausländischen Akademikerin.

So ein Profil einer ausländischen Akademikerin macht mich meistens sehr stolz auf diese Person. Ich bin so oft so positiv beeindruckt und staune über verschiedene Entwicklungen und Lebenswege, die diese Frauen aus dem Ausland mit sich bringen. Es fasziniert mich, in die Lebenssituation und die Vergangenheit dieser Person einzutauchen. Mein Ziel ist, mir ein gesamtes und objektives Bild über das Leben einer frisch angekommenen ausländischen Akademikerin in Deutschland zu machen. Erst dann fühle ich mich wirklich bereit, mit der Beratung und der Betreuung zu starten und nach den besten, passenden Lösungen für die jeweilige Frau zu suchen.

 

Probleme einer ausländischen Bewerberin

 

Ich kenne viele tolle ausgebildete Frauen, die mit ihrem Studium, Abschluss, interessanten und anspruchsvollen Berufserfahrungen nach Deutschland aus verschiedenen Gründen kommen und zuerst stagnieren. Weil sie zuerst nicht arbeiten (können), haben sie viel Zeit, das Neue zu beobachten und über sich selbst in der neuen Umgebung nachzudenken. Sie sind zuerst mit einer völlig anderen Kultur überfordert. Sie können nicht selbstständig und selbstbestimmt wie in ihrem Heimatland leben und sich am Leben in Deutschland beteiligen. Aus diesem Grund wollen sie so schnell wie möglich Deutsch lernen und damit etwas bewegen und verändern. Auf dem Weg zur Integration werden sie regelmäßig mental krank. Es liegt an den hohen Selbstansprüchen, dem Lebenstempo, veränderten Lebenssituation, dem Gefühl unnützlich zu sein, nicht genug gut zu sein. Ja, sie werden letztendlich depressiv und fühlen sich sehr einsam. Sie haben das Gefühl, überflüssig zu sein. Sie gehen in die innere Emigration. Im Endeffekt verlieren diese ausländischen Frauen den Glauben an sich selbst, ihre Kompetenzen, ihren Selbstwert und die Selbstliebe. Das sind ist keine gute Voraussetzung, sich erfolgreich um einen guten Job in einem fremden Land zu bewerben.

Herausforderungen, von denen ausländische Akademikerinnen stehen:

  • Sie bewerben sich Zeit lang gar nicht (aus welchen Gründen auch immer)
  • Sie wissen gar nicht, wie sie mit der Arbeitssuche beginnen und wo sie den (Traum)Job finden können
  • Sie finden gar nicht die Stellen, die zu ihren Lebenssituationen passen oder ihren Qualifikationen entsprechen
  • Sie bewerben sich nicht richtig und angemessen „der deutschen Bewerbungsregeln“
  • Sie glauben selbst nicht daran, dass sie zum Vorstellungsgespräch eingeladen werden
  • Sie bekommen zwar die Einladung zum Vorstellungsgespräch, bereiten sich aber nicht für dieses „richtig“ vor

 

Träume und Wünsche einer ausländischen Akademikerin

 

Ich vertrete die Meinung, dass jeder Mensch, mit dem Migrationshintergrund oder besser, mit dem Migrationsvordergrund in Deutschland, vor allem aber, die sogenannten Ausländer, die nach Deutschland kommen, um dann eine gute Arbeit zu finden, sollten Deutsch lernen und immer weiter den Wortschatz erweitern. Aber ob das ein fließendes Deutsch sein muss, bin ich nicht der Meinung. Was bedeutet eigentlich „fließend“ und was bedeutet auch „nicht gut genug“? Es ist alles relativ.

Wenn ich einen Lernwillen einer motivierten ausländischen Bewerberin wahrnehme, spielt für mich insgesamt das Deutschniveau eine Nebenrolle. Es geht um viel mehr um das Profil dieser Person. Ihr Akzent, die Pausen beim Sprechen, das Versprechen, das sich Zeigen bewusst als Ausländerin, ist für mich viel authentischer und wichtiger. Es ist wichtig, andere positive Aspekte hervorzuheben und mit anderen Punkten und positiven Charakteristika zu kompensieren. Vor allem aber Frauen mit den ausländischen Wurzeln fällt es schwer, die positiven Seiten und Erfolge hervorzuheben.

Wenn eine ausländische ausgebildete Akademikerin in einem Bewerbungsgespräch authentisch ist und Wahrheit sagt, dass sie sehr gerne weiterhin Deutsch lernen möchte, Interesse an dem Land und er Kultur hat, steht meiner Meinung nach nichts im Weg, die gewünschte Arbeit zu bekommen.

Leider hindert dieser Glaubenssatz „Mein Deutsch ist nicht gut genug“ alle diese tollen ausländischen Akademikerinnen daran, im Bewerbungsprozess und auf der Arbeitssuche in Deutschland vorwärtszukommen. Sie bewerben sich entweder gar nicht oder suchen nicht erfolgreich nach ihnen passenden adäquaten Jobs oder haben Panik und Versagensängste vor dem Bewerbungsgespräch.

 

Welchen Glaubenssatz hast Du?

Danke, dass Du da bist und meinen Blog liest.

Deine Justyna

Das ist eine Unterüberschrift (h3)

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